Touren

Erlebnisse zwischen Himmel und Erde

Brandenburg

Wildnis in der Döberitzer Heide

 

Weil sie seit 1713 (!) Truppenübungsplatz war, hat sich in der Döberitzer Heide westlich von Berlin eine einzigartige Natur erhalten. Ein Truppenübungsplatz wird nur punktuell genutzt; zwischen den Übungsräumen entwickelt sich Flora und Fauna weitgehend ungestört. Nach Abzug der Roten Armee, dem letzten militärischen Nutzer, kaufte die Heinz-Sielmann-Stiftung 3600 Hektar - die 17-fache Fläche des Berliner Tiergartens! - und stellte sie zum größten Teil unter Vollschutz. Wegen der militärischen Altlasten im Boden ist diese Wildniskernzone mit ihren Wisenten und Przewalski-Pferden hermetisch mit Elektrozäunen abgesperrt.

Die knapp 20 Kilometer lange Wanderung führt den größten Teil der Strecke an diesem Zaun entlang, was eher bedrückend ist. Entschädigt wird man durch eine nur auf den ersten Blick karge und einsame Landschaft von herber Schönheit. In Wahrheit sind die Sand-, Heide- und Waldflächen, die Magerrasen, Tümpel und Bäche ein reicher Lebensraum. Mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten konnten hier nachgewiesen werden.

Die Tour beginnt in Elstal und führt zunächst am Olympischen Dorf von 1936 vorbei, in dem u.a. das Zimmer von Jesse Owens zu sehen ist. Gleich nach den Spielen wurde die Anlage zu einer Wehrmachtskaserne. Sehenswert auch: der Obelisk mitten in der Weite der Landschaft, 1903 aufgestellt durch Kaiser Wilhelm II. für den Preußenkönig Friedrich den Großen. Der elf Meter hohe Obelisk ist restaurierungsbedürftig, aber nach wie vor eine unübersehbare Landmarke.


Weite des Himmels über der Oder

Der Reitweiner Sporn im Landkreis Märkisch Oderland ist ein 80 Meter hoher ehemaliger Prallhang der Oder am südlichen Eintritt des Flusses in das Oderbruch. Hier öffnet sich sich das frühere Binnendelta zu einer stillen und einsamen Weite. Die Tour ist mit 23 Kilometer lang, aber in ihrer Unterschiedlichkeit beeindruckend. Zunächst geht es vom Ortskern Reitwein über den Deich zum Deichvorland an den Fluss. Auenweiher prägen hier die Landschaft. Der Trampelpfad führt an einzelnen Baumgruppen vorbei. In der Mitte der Oder verläuft die Grenze zu Polen. Eine reichhaltige Vogel- und Insektenwelt wartet hier auf den Wanderer. Menschen sind kaum zu sehen.

Am Deich wächst im Mai auf lange Strecken der Salbei. Die 9 Kilometer auf dem Wegabschnitt am oder auf dem Deich ziehen sich. Es geht vorbei an der Diplomatentreppe, die die DDR 1985 hat anlegen lassen, um den in Ost-Berlin akkreditierten Botschaftern aus Anlass des 40. Jahrestages des Kriegsendes die Stelle zu zeigen, wo 1945 die Rote Armee die Oder überschritt.

Bei Deichkilometer 2,5 biegt unser Weg rechts ab und führt auf die Anhöhe des Reitweiner Sporns zu, den wir bei Wuhden über eine steile und sandige Passage erreichen. Auf dem Kammweg geht es durch eine abwechslungsreiche Feld- und Waldlandschaft unter alten Eichen in den Wald hinein, in dem der sowjetische Feldmarschall Schukow im Frühjahr 1945 seinen Befehlsstand für die Schlacht bei den westlich gelegenen Seelower Höhen hatte. Es wurde die größte Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden. Der Befehlsstand ist teilweise restauriert und kann besichtigt werden. Über einen Hohlweg steigen wir wieder vom Sporn in das stille Dörfchen Reitwein hinab.


Eifel

Erdgeschichte ganz heiß und nah

Die Geo-Route Bad Bertrich ist meine Hausroute. Ich laufe sie immer wieder gern, zu verschiedenen Tageszeiten und zu allen Jahreszeiten. Sie fasziniert mich, denn selten findet man auf rund 8 Kilometern eine so dichte Abfolge spannender Einblicke in die Erdgeschichte. Und die ist in der Vulkaneifel noch ganz heiß und ganz nah.

Die Tour beginnt an der Tourist-Info in Bad Bertrich und führt den Palmberg hinauf zur Maischquelle, wo klares Sickerwasser aus dem vulkanischen Deckgebirge auf die devonische Grauwacke trifft und ans Tageslicht tritt. 

An der Abbruchwand des Vulkans Falkenlay über dem Hardtmaar, einem Trockenmaar, geht es vorbei an Höhlen, die in der Steinzeit vor 10.000 Jahren bewohnt waren. Von der 414 m hohen Falkenlay hat man einen schönen Ausblick über mein Heimatdorf Hontheim hinweg weit hinein in die Westeifel. Am Facher Kopf, trifft der Wanderer auf eine beeindruckende Tuffwand mit vulkanischen Sedimenten. Wenig später steht er vor der erstarrten Zunge eines alten Lavastroms aus dem Vulkan Dachskopf. 

Hoch über Bad Bertrich bietet kurz hinter der Eifelhütte des Eifelvereins der Hohenzollernturm - eigentlich ein Pavillon - einen prächtigen Ausblick auf das Staatsbad mit seiner in Deutschland einzigartigen, 32 Grad warmen Glaubersalzquelle. Der Abstieg auf der Sonnenseite des Bertricher Talkessels führt schließlich zurück zum Palmberg mit seinem natürlichen Buchsbaumwald, einem von dreien in Deutschland.

 

 

 

Rund um die Dauner Maare

Die Maare sind die "Augen der Eifel" - geheimnisvoll, anziehend und von  fast kreisrunder Schönheit. Südostlich von Daun liegen gleich drei von ihnen, die vielfältig kombinierbaren Routen erwandert werden können.

Das Schalkmehrener Maar ist ein Dopplemaar, denn zu ihm gehört im selben Talkessel noch ein Trockenmaar. Der Maarsee ist flach und bietet Knäkente, Haubentaucher und vielen anderen Wasservögeln ideale Bedingungen, denn er geht an seiner östlichen Seite in ein Hochmoor über.

Gleich nebenan, aber 70 Meter höher, liegt das Weinfelder Maar. Schwermut geht von ihm aus, die auch kaum durch die Esel und Ziegen gemildert wird, die hier den Bewuchs regulieren. Der Friedhof auf der gegenüberliegenden Seite hat dem Weinfelder Maar seinen zweiten Namen gegeben: Totenmaar. Der Maarsee ist 51 Meter tief und nährstoffarm.

150 Meter tiefer liegt das Gemündener Maar in einer atemberaubenden Szenerie aus Dunkelblau und Tiefgrün. Zwischen beiden Maaren führt der  Wanderweg über das Hochplateau des Mäusebergs, das in seiner Kargheit an die Zeit erinnert, als die Eifel fast komplett abgeholzt und das Elend der Menschen mit Händen zu greifen war. Wer will, kann hier auf den 10 Meter hohen Dronketurm steigen, der 1902 zu Ehren des ersten Vorsitzenden des Eifelvereins, Dr. Alfred Dronke, errichtet wurde. Die Aussicht über die zentrale Landschaft der Vulkaneifel ist allemal spektakulär.

Im Tal der wilden Ueß

49 Kilometer lang ist die Ueß, auch Ueßbach genannt. Sie entspringt bei Mosbruch und schlängelt sich durch die Vulkaneifel, bis sie in die Alf mündet. Zwischen Strotzbüsch und Bad Bertrich liegt ihr wildester Teil. Hier hat sie sich in einem Kerbtal tief in die Umgebung eingegraben. Über 6 Kilometer führt von Bad Bertrich ein Wanderweg zu beiden Seiten des wildromantischen Flüsschens.

Gleich zu Beginn ein Höhepunkt: die Elfengrotte mit ihren zur Form von Käselaibern erstarrten Basaltsäulen, die vom starken Vulkanismus in dieser Region zeugen. Einst schob sich ein mehr als 20 Meter mächtiger Lavastrom aus den nahe gelegenen Vulkanen durch das Tal. Hinter der Grotte entzückt ein Wasserfall, der sich in eine Gumpe ergießt. Ein buchstäblich malerischer Or: im Sommerhalbjahr bauen Maler gerne hier ihre Staffelei auf.

Weiter flussaufwärts hinter einer schmalen Brücke an einer Uferstelle von entrückter Schönheit ein Denkmal für Antonius von Padua, dem Patron der Vergesslichen und der Verliebten. 1920 hat eine Dame, die in Bertrich zur Kur weilte, bei einem Spaziergang ein Schmuckstück verloren. Als es wiedergefunden wurde, stiftete sie die Statue des Heiligen. Höhe- und zugleich Wendepunkt der kurzen Tour ist die Entersburg auf einem 60 Meter hohen Felssporn über der Uess. Auf diesem keltischen Kultplatz haben die Herren von Nantersburg eine Wehranlage gebaut. Als sie während einer Italienreise des bedeutenden Trierer Erzbischofs Albero dessen Burg Arras kurz vor der Mündung der Alf in die Mosel angriffen, zahlte der es ihnen heim und ließ 1138 die Entersburg schleifen. Heute steht die Steffenswarte als Aussichtsturm auf dem höchsten Punkt über der Schleife der Uess - freilich leider aktuell wegen Baufälligkeit nicht zu betreten. Die Gemeinde Hontheim will dieses Ausflugsziel allerdings wieder herrichten.


Usedom

Ins Hinterland der Kaiserbäder

Die drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sind ein Must-see auf Usedom. Abseits von Strand und Trubel bietet die Insel im Hinterland aber auch ein Wanderrevier von großer Ruhe - selbst zur Touristensaison im Sommer.

Vom Bahnhof der Usedomer Bäderbahn in Ahlbeck geht es auf dieser 15 Kilometer langen Tour zunächst in den Wald zwischen Ostseeküste und Achterwasser. Ein Abstecher auf den 55 Meter hohen Zirowberg mit seinem Aussichtsturm lohnt sich wegen des Blicks über Ahlbeck und Heringsdorf mit ihren Seebrücken.

Nun braucht es ein wenig Orientierungsvermögen, um einen der zahlreichen Wege durch den Kiefernwald zum Wolgastsee zu finden. Die Wanderwege auf Usedom sind trotz Kurbeitrags, den selbst Tagestouristen entrichten müssen, schlecht ausgeschildert. Wer aber einmal den Wolgastsee erreicht hat, sollte sich von dort aus nicht mehr verlaufen. In östlicher Richtung geht es bis zur polnischen Grenze, wo sich zwei Hoheitspfähle gegenüberstehen. Am See stehen abgestorbene Bäume. Badebtrieb herrscht hier nur am westlichsten Ende, in Korswandt, wo auch eine Möglichkeit zur Einkehr besteht. Von dort geht es weiter am Gothensee vorbei, der aber wegen des dichten Bewuchses kaum zu sehen ist. Nun erklimmen wir den Präsidentenberg, überqueren die Bahnlinie und kommen nach Heringsdorf zu unserem Ziel: dem Strand und der Seebrücke mit ihrem bunten Treiben. Wer mag, kann hier in die Ostsee springen, die zu jeder Jahreszeit erfrischend ist.